Patienten mit Urothelkrebs haben oft Komorbiditäten, die mit Schwierigkeiten
in der Durchführung der onkologischen Behandlung verbunden sind. Über die Lebensqualität (QoL) solcher Patienten ist kaum etwas bekannt.
Ziel der aktuellen Studie war es, den von Patienten selbst dokumentierten Therapieerfolg (PRO; patient-reported outcomes) und Daten der QoL
von bislang nicht ausreichend erforschten UC-Patienten systematisch zu berichten.
Als Eignungskriterien galten ein Alter ≥18 Jahre und der Beginn einer Chemotherapie in der neoadjuvanten Situation
oder einer Chemo- bzw. Immuntherapie als Standardtherapie bei metastasiertem UC (außerhalb klinischer Studien).
Die Teilnehmer wurden gebeten die vier nachfolgend aufgeführten Fragebögen am Tag des Behandlungsbeginns und
einmal wöchentlich im Verlauf der Behandlung auszufüllen: (European Organisation for Research and Treatment of Cancer) EORTC QLQ-C30 und QLQ-BLM30,
die (Hospital Anxiety and Depression Scale) HADS sowie ausgewählte (Patient-reported outcomes Terminology Criteria for Adverse Events) PRO-CTCAE™-Fragen.
Studienpopulation
Insgesamt 79 Patienten füllten jeweils vier Fragebogen aus.
Sie wurden in 26 Fällen aufgrund eines lokalen Tumors neoadjuvant behandelt, während bei 53 Patienten ein metastasiertes UC vorlag.
Aufgrund Progression, Nephrotoxizität, Tod oder nicht tolerierbarer Symptome unter der Behandlung absolvierten
insgesamt 54% aller Patienten die vorgesehene Behandlung nicht zu Ende.
Gesundheitsbezogene Lebensqualität
Die mittlere globale QoL betrug zu Baseline 61±24 Punkte. Sie unterschied sich bei Patienten mit neoadjuvanter Therapie
(73±19) und metastatischen Patienten (54±24). Dieser Unterschied veränderte sich jedoch während der Behandlung. Die globale QoL für den
metastatischen Patienten erreichte nach drei Behandlungszyklen einen mittleren Score von 69±21
vs. 72±23 für die Patienten mit neoadjuvanter Therapie nach vier Behandlungszyklen.
Eine Analyse der mittleren QoL wurde bei den metastatischen Teilnehmern nach drei Behandlungszyklen durchgeführt.
Da hatten 24 Patienten die Behandlung und die Bearbeitung der Fragebögen nach drei Zyklen bereits beendet.
Es ließen sich zwischen den beiden Behandlungsmethoden keine statistisch signifikanten Unterschiede bei
der globalen QoL zu Baseline oder nach drei Behandlungszyklen feststellen.
Patienten mit Immuntherapie erfuhren nach drei Behandlungszyklen eine statistisch signifikante Zunahme der
QoL. Dennoch wurde die Zunahme nicht als klinisch bedeutsam gewertet (1,6 Punkte; p = 0,02).
Wurde die Behandlung bei Respondern nach drei Zyklen fortgesetzt, wurde für beide Gruppen eine signifikante
aber klinisch nicht bedeutsame Anhebung der QoL registriert (chemo 0,9; immun 1,2; beides p <0,001).
Für Patienten, die während der Behandlung mit Hospitalisierung konfrontiert waren, blieb die mittlere globale QoL gegenüber
jenen ohne Hospitalisierung über die Behandlung erniedrigt (60±21 vs. 70±20). In 23 Fällen kam es im Behandlungsverlauf
zu einem Abfall der globalen QoL um >10 Punkte.
Blasensymptome besserten sich bei den Patienten mit neoadjuvanter Therapie unter der Behandlung merklich.
Andererseits nahm bei ihnen die Fatigue geringfügig zu. Bei den metastatischen Patienten kam es zu einer nennenswerten Schmerzminderung.
PRO-CTCAE-Symptome
Zu Baseline erfuhren 44/71 Patienten (62%) ein PRO-CTCAE-Symptom Grad ≥2. Nach drei Behandlungszyklen hatten 19 der
übrig gebliebenen 38 Patienten (50%) ein PRO-CTCAE-Symptom Grad ≥2 erlitten. Insgesamt sieben Patienten berichteten
von keinem Symptom Grad ≥2. Die zehn häufigsten Symptome vom Grad 2 ≥ waren: hohe Miktionshäufigkeit, Fatigue Schmerzen,
Mundtrockenheit, Schwellung der Arme oder Beine, Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit, Kurzatmigkeit und Übelkeit.
Die Symptomlast bei den Patienten mit Immuntherapie nahm während der ersten drei Behandlungszyklen ab,
während sie bei den Patienten mit Chemotherapie eher stabil blieb.
Angststörung und Depression
Die mittels HADS bestimmten Scores für Angststörung und Depression wiesen anfangs auf eine weite Verbreitung in dieser Patientenpopulation hin.
Siebzehn Patienten (21%) gaben einen Score für Depression von >11 an, der auf das Vorliegen einer klinischen Depression hinwies.
Allerdings blieb der hohe Score für nur 11 dieser Patienten für mehr als einen Behandlungszyklus auf dieser Höhe.
Auf der Angstskala lagen auch 15 Patienten >11. Zwei von ihnen blieben auch noch nach mehr als einem Chemotherapie-Zyklus bei >11.

❏ Trotz begrenzter Patientenzahl weisen die Daten bei Blasenkrebspatienten auf den Bedarf verstärkter Bemühungen hin,
zu verbesserten klinischen Therapieerfolgen zu gelangen.
❏ Auf der Grundlage einer regelmäßigen Symptom Berichterstattung mit PROs ließen sich wohl bessere unterstützende
Behandlungsmaßnahmen mit nachfolgend gezielten klinischen Interventionen als Methode etablieren, um für Patienten die
Ergebnisse übergreifend bezüglich Hospitalisierung, Therapieadhärenz und QoL zu verbessern.
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Taarnhøj GA, Lindberg H, Johansen C, Pappot H, 2021.
Patient-reported outcomes, health-related quality of life, and clinical outcomes for urothelial cancer patients receiving
chemo- or immunotherapy: A real-life experience.
J Clin Med 10,1852.
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