Metastasiertes Urothelkarzinom

Klinische Real-World-Eindrücke mit Immuncheckpoint-Inhibition in der Zweitlinie


  Als Goldstandard in der Behandlung des metastasierten Urothelkarzinoms (mUC) gilt aktuell die Cisplatin-basierte Chemotherapie, für die allerdings nur etwa die Hälfte der mUC-Patienten geeignet ist. Die Angaben zur erzielten Dauer des medianen Gesamtüberlebens (OS) belaufen sich auf 12 bis 15 Monate bzw. auf 12,8 bis 14 Monate. Insbesondere die ungünstigen Ergebnisse bei der Behandlung in der Zweitlinie heben seit langer Zeit das Erfordernis alternativer Therapieregime hervor. Mit der Immuncheckpoint-Blockade-Therapie steht heute eine entsprechende Option bereit.

  Bei der ersten Bewertung aller drei verfügbaren Checkpoint-Inhibitoren für die Behandlung des fortgeschrittenen/metastasierten UC lag das Hauptaugenmerk auf der Bewertung klinischer Daten in einem Real-World-Setting.

  Die beteiligten UC-Patienten waren nach einer Chemotherapie mit Pembrolizumab (16), Atezolizumab (10) oder Nivolumab (2) als Monotherapie behandelt worden. Unerwünschte Ereignisse und immunbezogene Nebenwirkungen wie auch Überlebensdaten und bildgebende Analysen waren in einer prospektiv angelegten multizentrischen Datenbank erfasst worden. Die Dauer des Ansprechens (DoR), das progressionsfreie Überleben (PFS) und OS wurden anhand von Kaplan-Meier-Schätzungen ermittelt. Die Bellmunt-Kriterien (ECOG Performance-Status >0, Hb <10 g pro Deziliter und das Vorliegen von Lebermetastasen) dienten der Stratifizierung der Patienten in Risikogruppen.

 

Patientencharakteristika
Die Beschaffung der Daten erfolgte zwischen 01/2016 und 02/2020. Zu ihnen haben drei Institutionen beigetragen. Das mediane Alter der 19 Patienten und 9 Patientinnen betrug 67,5 (Bereich, 53–80) Jahre.
        
Abb.: Rezidivfreies und Gesamtüberleben (PFS/OS) von 28 mUC Patienten unter einer Zweitlinien-Monotherapie mit einem Checkpoint-Inhibitor. Das mediane PFS und das mediane OS betrugen 5,8 bzw. 10,0 Monate.
 
 


Von den Primärtumoren waren 15 in der Blase und 5 im oberen Harntrakt angesiedelt. Acht Fälle konnten nicht spezifiziert werden. Ein ECOG Performance-Status von 0, 1, 2 und nicht verfügbar wurde in 13, 5, 8 bzw. 2 Fällen registriert. Bei den Bellmunt-Risikokriterien 0, 1, 2 und nicht verfügbar waren es 8, 12, 6 bzw. 2 Patienten. Zehn Patienten hatten einen Hb-Wert <10 g/dl.

Da keiner der Patienten an einer klinischen Studie teilgenommen hatte, waren Angaben zum PD-L1-Status spärlich.

Überlebensanalysen
Das Follow-up von der Verabreichung des Checkpoint-Inhibitors bis zur letzten klinischen Untersuchung belief sich auf 8,0 (Bereich, 0,7–41,7) Monate. Die mediane Therapiedauer für alle Patienten betrug 6,05 (0,7–41,8) Monate.

Das mediane PFS erreichte 5,8 Monate (Abb.). Das mediane OS für alle Patienten betrug 10,0 Monate (Abb.). Der Bellmunt-Risikoscore hatte keinen Einfluss auf die Dauer des Gesamtüberlebens.

Unerwünschte Ereignisse
Unerwünschte Ereignisse wurden bei 20 (71,4%) Patienten verzeichnet – in 11 Fällen waren sie vom Grad ≥3. Therapiebezogene Todesfälle kamen während des Beobachtungszeitraums nicht vor. Bei 13 (46,4%) Patienten waren als immunbezogen eingestufte Nebenwirkungen aufgetreten. Diese waren in 6 Fällen vom Grad ≥3 (21,4% der Ereignisse). Am häufigsten war die Schilddrüse betroffen (21,4% der Ereignisse).

 




❏ Nach den klinischen Real-World-Daten wird bei etwa jedem fünften Patienten ein objektives Ansprechen erreicht.

❏ Ferner bestätigte sich die Aussicht auf ein verlängertes Gesamtüberleben und eine geringe Inzidenz gravierender Nebenwirkungen (Grad ≥3).

❏ Die Erfahrungen mit der onkologische Wirksamkeit und Sicherheit einer Monotherapie mit Immuncheckpoint-Blockade in praxi decken sich im Wesentlichen mit den Erfahrungen aus entsprechenden randomisierten Studien.


Fuhrmann C, Struck JP, Ivanyi P, et al. 2020. Checkpoint inhibition for metastatic urothelial carcinoma after chemotherapy—real-world clinical impressions and comparative review of the literature. Front Oncol 10:808.

November  2020

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