Metastasiertes Urothelkarzinom der Harnblase

Erstlinienbehandlung mit Chemotherapie, Immuntherapie oder Chemo-Immuntherapie — Umfassende Real-World-Erfahrungen


  Die Erstlinientherapie des metastasierten Urothelkarzinoms der Harnblase (mUC) besteht bei den meisten Patienten aus einer platinbasierten Chemotherapie und bei ausgewählten Patienten aus der Behandlung mit einem PD1/L1-Inhibitor. In einer Reihe von Studien zur Kombinationsbehandlung mit Chemo- und Immuntherapie konnte kein deutlicher Benefit gegenüber einer Chemotherapie alleine nachgewiesen werden. Anhand von Real-World-Daten sollte bewertet werden, welche klinischen und soziodemographischen Faktoren mit dem Erhalt einer Chemotherapie, Immuntherapie oder -Chemo-Immuntherapie zur Erstlinienbehandlung von metastasierten Blasenkrebs im Zusammenhang stehen. Zudem wurden Vergleiche des Gesamtüberlebens (OS) angestellt.

  Anhand der US-amerikanischen Krebsdatenbank wurden Patienten mit der Diagnose eines Urothelkarzinoms der Harnblase im Stadium IV aus den Jahren 2014 bis 2018 identifiziert, die in der Erstlinie entweder mit Immuntherapie, Chemotherapie oder mit der Kombination behandelt worden waren. Mittels eines multivariablen logistischen Regressionsmodells wurden Faktoren bestimmt, die mit dem Erhalten einer Therapieform assoziiert waren. Mit der Ausdehnung auf eine inverse Wahrscheinlichkeitsgewichtung (IPTW) wurden klinische und soziodemographische Unausgewogenheiten zwischen den Behandlungsgruppen ausgeglichen.

 
Patientenkollektiv und Verteilung auf Therapien

Von insgesamt 4.169 identifizierten Patienten waren 3.255 (78,1%) mit Chemotherapie, 601 (14,4%) mit Immuntherapie und 313 (7,5%) mit Chemo-Immuntherapie behandelt worden.

Abb.: Kurven des Gesamtüberlebens nach einer adjustierten Kaplan-Meier-Schätzung und eines multivariablen Coxschen Regressionsmodells.
 
Mit dem Erhalt einer Behandlung assoziierte Faktoren

In multivariabler Analyse wurden zunehmendes Alter (relative Risikoreduktion [RRR]: 1,07; 95% KI, 1,06-1,08), Komorbiditätslast (Charlson-Deyo 2, RRR: 1,65; 95% KI, 1,21-2,24 und Charlson-Deyo 3, RRR: 2,11; 95% KI, 1,51-2,93) und die Behandlung an einer akademischen Einrichtung (RRR: 1,26; 95% KI, 1,03-1,53) als unabhängige Prädiktoren identifiziert, eine Immuntherapie zu erhalten. Die Behandlung an einer akademischen Einrichtung war zudem mit erhöhter Wahrscheinlichkeit verbunden, mit einer Kombinationstherapie (Chemo-Immuntherapie) behandelt zu werden (RRR: 1,29; 95% KI, 1,01-1,65).

Überlebensvergleich

Nach IPTW wurde festgestellt, dass die Kombinationstherapie, aber nicht die Immuntherapie als Monotherapie mit einem gegenüber der Chemotherapie verlängertem Überleben assoziiert war (Hazard Ratio [HR]: 0,72; 95% KI, 0,62-0,83; Abb.).

Als retrospektive Daten, ohne Möglichkeit die Platineignung zu ermitteln, haben diese nur eine begrenzte Aussagekraft.


❏ Ältere Patienten mit vermehrten Komorbiditäten erhielten eher eine Immuntherapie als eine Chemotherapie zur Erstlinienbehandlung eines metastasierten Urothelkarzinoms der Harnblase.

❏ Die moderate Real-World-Nutzung der Chemo-Immuntherapie entstammte vermehrt akademischen Zentren und war im Vergleich zur Chemotherapie mit verlängeretem Überleben assoziiert.

❏ Prospektive Daten sind für die Identifizierung der Patienten erforderlich, die von einer Chemo-Immuntherapie profitieren könnten.


Ranganathan S, Riveros C, Xu J, et al. 2023. Chemotherapy, immunotherapy, or combination first-line treatment for metastatic urothelial carcinoma of the bladder: A large real-world experience. J Clin Oncol 41(6_suppl):477-477.

März  2023

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