Radikale Zystektomie bei Blasenkrebs
Präoperative psychische Verfassung als Risikofaktor für hochgradige Komplikationen


  Bei etwa zwei von drei Patienten mit Blasenkrebs kommt es nach radikaler Zystektomie in einem 30-Tage-Zeitraum zu Komplikationen. Aufgrund psychischer Belastung spielen dabei wahrscheinlich Immunschwäche und Wundheilungsstörungen eine wesentliche Rolle.

  Diesbezüglich wurde die Hypothese überprüft, dass die präoperativ vom Patienten berichtete mentale Verfassung mit dem Auftreten hochgradiger Komplikationen binnen 30 Tagen nach der radikalen Zystektomie im Zusammenhang steht (Sharma P, et al. 2016):

  Von 274 Blasenkrebs-Patienten, die sich im Studienzentrum von Januar 2010 bis August 2014 der radikalen Zystektomie unterzogen hatten, war vor der Operation (<6 Monate) der Short Form 12 (SF-12)-Fragebogen zur Ermittlung ihres allgemeinen Gesundheitszustands ausgefüllt worden.

  Der physische und der mentale Summenscore des SF-12 Fragebogens betrugen vor der Operation median 43,1 bzw. 48,5. Bei den Patienten mit hochgradigen 30-Tage-Komplikationen war der mentale nicht aber der physische Summenscore signifikant niedriger als bei den Patienten ohne Komplikationen (44,8 vs. 49,8, p=0,004 bzw. 39,2 vs. 43,8, p=0,06).

Zwischen einem auf bekannten Risikofaktoren für Komplikationen nach radikaler Zystektomie (Alter, BMI, Charlson Komorbiditätsindex, American Society of Anesthesiologists (ASA)-Score, prä­operativer Albumin-Spiegel und pT-Stadium) basierenden Prädiktionsmodell und der Entwicklung hochgradiger 30-Tage-Komplikationen bestand nur bei Hinzunahme des mentalen Summenscores ein signifikanter Zusammenhang. Der SF-12 mentale Summenscore allein war ein unabhängiger Prädiktor für hochgradige Komplikationen binnen 30 Tagen nach der radikalen Zystektomie.

   Eine präoperativ von Blasenkrebs-Patienten als niedrig eingeschätzte mentale Lebensqualität stand unabhängig mit einer erhöhten Inzidenz hochgradigen Komplikationen binnen 30 Tagen nach der radikalen Zystektomie im Zusammenhang. Demzufolge wird dem zu Baseline anhand von Patientenangaben ermittelten Lebensqualität-Score eine bedeutsame Rolle als prognostischer Faktor zur Einschätzung des mit dem Eingriff verbundenen Risikos beigemessen.

Sharma P, Henriksen CH, Zargar-Shoshtari K, et al. 2016. Preoperative patient reported mental health is associated with high grade complications after radical cystectomy. J Urol 195:47-52.

März  2016

Drucken Referent: jfs