Klinisch nodal positiver Blasenkrebs
Ergebnisse nach Induktionschemotherapie und radikaler Zystektomie


  Bei Patienten mit muskelinvasivem Blasenkrebs, die vor der radikalen Zystektomie eine neoadjuvante Chemotherapie erhalten, wurden verbesserte Überlebensparameter ermittelt. Die meisten zugrunde liegenden Untersuchungen waren allerdings unter weitgehendem Ausschluss von Patienten mit klinisch nodal positiver Erkrankung durchgeführt worden.

  Diesbezüglich stellt sich die Frage, ob bzw. inwieweit insbesondere auch Patienten mit klinisch nodal positivem Befund (cN1-3) von einer Induktionschemotherapie vor der radikalen Zystektomie profitieren können (Zargar-Shoshtari K, et al. 2016):

  Die Analysedaten der Patienten mit cT1-4aN1-3M0-Blasenkrebs entstammten 19 nordamerikanischen und europäischen Zentren, in denen die radikalen Zystektomien zwischen 2000 und 2013 durchgeführt worden waren. Den vorherrschenden histologischen Subtyp stellten die reinen Urothelkarzinome. Als Induktionschemotherapie waren median vier Zyklen Methotrexat/Vinblastin/Doxorubicin/Cisplatin (MVAC), Gemcitabin/Cisplatin (GC) oder andere Regime (Carboplatin basiert, Taxane) appliziert worden. Etwa gleiche Anteile der Kohorte hatten MVAC und GC erhalten (42% bzw. 43%). Von 248 Patienten des insgesamt 304 Patienten umfassenden Analysekollektivs stand der pathologische Nodalstatus (pN0-3) zur Verfügung.

  Pathologisch komplettes Ansprechen (pT0N0) wurde in 14,5% der Fälle und ein Teilansprechen (pT1N0) in 27% der Fälle erreicht. Unter ersteren waren nur Patienten mit einer pN1-N2-Erkrankung. Die unkorrigierten Anteile mit pathologisch komplettem Ansprechen unterschieden sich zwischen den drei Chemotherapie-Regimen nicht signifikant (MVAC, BC und andere: 16%, 13% bzw. 15%).

Pathologisch komplettes nodales Ansprechen (pN0) wurde im Gesamtkollektiv bei 48% der Patienten registriert. Von den cN1-Fällen waren es 56%, von den cN2-Fällen 39% und von den cN3-Fällen ebenfalls 39% (p=0,03). Insbesondere bei Patienten mit cN2-N3-Erkrankung wirkte sich das Erreichen des pN0-Status unter der Induktionschemotherapie deutlich positiv auf das Gesamtüberleben aus.

Die geschätzte Gesamtüberlebenszeit in der Kohorte betrug 23 Monate (Interquartilenbereich: 9,0, 176). Bei 151 Patienten kam es während des Follow-up von median 13 Monaten zu einem lokalen Rezidiv und 138 der Patienten starben (davon 122 am Blasenkrebs). Die geschätzte Gesamtüberlebenszeit für Patienten mit MVAC, GC oder einem anderen Regime behandelt worden waren betrug 20, 24 bzw. 19 Monate.

Die mediane Gesamtüberlebenszeit betrug für cN1-Patienten 24 Monate und für cN2-3-Patienten 17 Monate (p=0,23). Auch nach Korrekturen für Alter, Geschlecht, Chemotherapie, Anzahl der Zyklen und klinisches Stadium verfehlte der Unterschied statistische Signifikanz.

In der multivariaten Cox-Analyse stand Gesamtüberleben mit pathologisch komplettem Ansprechen der Lymphknoten (pN0), der Anzahl entfernter Lymphknoten (weniger oder mehr als 15), negativen Schnitträndern und Cisplatin-Chemotherapie signifikant im Zusammenhang. Bezüglich Gesamtüberleben bestand zwischen der Induktionschemotherapie mit MVAC und GC kein Unterschied (p=0,71).

Von 56 Patienten, deren pathologischer nodaler Status nicht bekannt war (pNx), waren 44% klinisch mit T3/4 und 61% mit N2 oder N3 befundet worden. Sie hatten überwiegend (79%) eine Chemotherapie mit Gemcitabin/Cisplatin über vier oder mehr Zyklen erhalten. Die geschätzte mediane Gesamtüberlebenszeit der Patienten mit pNx betrug 13 Monate. Sie lag damit im Rahmen der medianen Überlebensdauer der Gruppe mit pathologisch positivem Nodalstatus (pN1-N3, 14 Monate) und war deutlich geringer als die geschätzte mediane Gesamtüberlebensdauer bei den Patienten ohne histologisch bestätigte Lymphknotenmetastasen (pN0, 84 Monate; Abb.).

   Bei einem erheblichen Anteil der Patienten mit klinisch nodal positivem Befund (cN1-3) kann mit der Induktionschemotherapie ein pathologisch komplettes nodales Ansprechen erreicht werden. Das traf sogar auf cN2-N3-Fälle zu und wirkte sich für die Patienten lebensverlängernd aus. Die besten Ergebnisse wurden bei den Patienten festgestellt, die nach Cisplatin-basierter Chemotherapie bei der radikalen Zystektomie ein komplettes nodales Ansprechen erreicht hatten und negative Schnittränder aufwiesen.

Zargar-Shoshtari K, Zargar H, Lotan Y, et al. 2016. A multi-institutional analysis of outcomes of patients with clinically node positive urothelial bladder cancer treated with induction chemotherapy and radical cystectomy. J Urol 195:53-59.

März  2016

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