Metastasierter kastrationsresistenter Prostatakrebs (mCRPC)
Status des Androgenrezeptorgens im Plasma bei mit Docetaxel behandelten mCRPC-Patienten


  Um Patienten mit kastrationsresistentem Prostatakrebs (CRPC) personalisiert behandeln zu können, wird nach geeigneten Biomarkern gefahndet. Hierfür ist auch die freie (nicht zellgebundene) DNA ins Blickfeld gerückt. So konnten Conteduca, et al. (2017) zeigen, dass der Status des Androgenrezeptorgens (AR) – d.h. die Anzahl AR-Kopien – im Plasma bei CRPC-Patienten bei einer Hormontherapie mit Abirateron oder Enzalutamid mit verschlechterten Behandlungsergebnissen assoziiert ist. Ob auch eine Verbindung der AR-Kopienzahl im Plasma mit dem Behandlungserfolg bei einer Taxan-Chemotherapie besteht, ist noch nicht untersucht worden.

  Bei mit Docetaxel behandelten mCRPC-Patienten wurde die Assoziation des AR-Genstatus im Blutplasma mit dem Krankheitsergebnis analysiert. Ferner dienten exploratorische Analysen dem Vergleich der Krankheitsergebnisse nach dem AR-Genstatus im Blutplasma für Patienten, deren Erstlinienbehandlung entweder mit Docetaxel oder einer Antihormontherapie mit Abirateron (Abi) oder Enzalutamid (Enza) erfolgt war.

  An 20 Institutionen waren Plasmaproben von mCRPC-Patienten zur Biomarker-Bestimmung mittels Droplet Digital Polymersekettenreaktion (ddPCR) gesammelt worden. Die Patienten waren zwischen Mai 2011 und Januar 2017 mit maximal 10 Zyklen Docetaxel i.v. (75 mg/m2 i.v. Q3W mit Prednison 5 mg Q2D) behandelt worden. Für die exploratorische Analysis wurden Daten aus einer früheren Publikation (Conteduca V, et al., 2017) herangezogen. Diese Patienten hatten vor der Chemotherapie Abi oder Enza erhalten.

  Bei 163 PCa-Patienten konnte der AR-Status im Plasma bestimmt werden. In 113 Fällen war die AR-Kopienzahl als normal und in 50 Fällen als erhöht eingestuft worden.
Abb. 1: Assoziation des AR-Status im Plasma mit der
Gesamtüberlebensdauer bei mit Docetaxel behandelten
CRPC-Patienten.
 
 
 
   
Abb. 2: Assoziation des AR-Status im Plasma mit
der Gesamtüberlebensdauer bei entweder mit
Docetaxel- oder antihormoneller (Abi oder Enza) Erstlinientherapie behandelten CRPC-Patienten. Interaktionen zwischen AR-Status und Behand-
lungsart nach Einbeziehung der Daten von Abira-
teron- oder Enzalutamid-behandelten Patienten.  
Die Gesamtüberlebensdauer (OS) war bei den Patienten mit erhöhter AR-Kopienzahl im Plasma signifikant kürzer als bei AR-normalen Patienten (Hazard Ratio [HR]= 1,61, p=0,02) (Abb. 1). Bei der progressionsfreien Überlebenszeit (PFS) wurde diesbezüglich kein Unterschied registriert.

Aus der aktuellen Kohorte wurden 115 Patienten ausgewählt, die mit Docetaxel als Erstlinientherapie behandelt worden waren. In einer exploratorischen Analyse wurden sie mit 73 zuvor beschriebenen Patienten (Conteduca V, et al., 2017) verglichen, die als Erstlinie Abi/Enza erhalten hatten. Die Kaplan-Meier-Berechnungen für OS (Abb. 2) in Abhängigkeit vom AR-Status ergaben für AR-normale Patienten, die mit Abi oder Enza behandelt worden waren, ein signifikant verringertes Sterberisiko. Bei diesen Patienten war auch das Progressionsrisiko signifikant geringer als bei Patienten mit AR-Vermehrung. Mit Docetaxel behandelte Patienten profitierten hingegen von einem verlängerten Therapieansprechen, wenn bei ihnen die AR im Plasma vermehrt waren.

Forest Plots verdeutlichen, dass AR-normale CRPC-Patienten hinsichtlich PFS und OS deutlich von einer Behandlung mit Abi oder Enza gegenüber einer Docetaxel-Chemotherapie profitieren (Hazard Ratio [HR], 2,60 bzw. 1,93). Für Patienten mit AR-Vermehrung war hingegen sowohl hinsichtlich PFS als auch OS die Chemotherapie vorteilhafter (HR, 0,82 bzw. 0,53).


❏ Patienten mit erhöhter Anzahl an AR-Genkopien im Plasma sprechen eher länger auf Docetaxel an als jene mit normaler Anzahl Genkopien.

❏ mCRPC-Patienten mit normaler Menge an AR-Genkopien im Plasma eignen sich besser für eine antihormonelle Behandlung als jene mit erhöhter Anzahl Genkopien.

❏ Der AR-Status im Plasma könnte sich als Biomarker für die Therapieauswahl eignen.


Conteduca V, Wetterskog D, Sharabiani MTA, et al. 2017. Androgen receptor gene status in plasma DNA associates with worse outcome on enzalutamide or abiraterone for castration-resistant prostate cancer: a multi-institution correlative biomarker study. Ann Oncol 28:1508–1516.
Conteduca V, Jayaram A, Romero-Laorden N, et al. 2019. Plasma androgen receptor and docetaxel for metastatic castration-resistant prostate cancer. Eur Urol 75:368-373.

Mai  2019

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