Patienten mit mUC, die gegenüber einer Platin-basierten Chemotherapie refraktär sind,
stellen eine therapeutische Herausforderung dar. Das ist insbesondere durch die außerordentlichen
Aggressivität der Krankheit und die Heterogenität der Patientenpopulation begründet.
In einer Studie der Nordic Urothelial Cancer Oncology Group sollten Krankheitsergebnis und Toxizität
der Zweitlinienbehandlung mit Vinflunin bei mUC-Patienten in der normalen klinischen Praxis beurteilt
und diejenigen identifiziert werden, die an meisten von einer solchen Therapie profitieren können.
Darüber hinaus wurden die Daten dahingehend überprüft, ob sie zur Validierung der zuvor ermittelten
prognostischen Faktoren ECOG Performance Status ≥1, <10 g/dl Hb und das Vorliegen von Leber- oder
viszeralen Metastasen geeignet sind (Holmsten, et al. 2016):
Die Daten für die Analyse wurden retrospektiv von den ersten 100 Patienten mit mUC gesammelt,
die an drei nordischen Zentren zwischen Februar 2010 und Juli 2013 mit Vinflunin behandelt worden waren.
Für weitere Analysen wurden zwei Subgruppen anhand des Eastern Cooperative Oncology Group Performance
Status (ECOG PS) definiert: ECOG PS 0–1 und ECOG PS 2.
Das mediane Alter in der Kohorte betrug 68 Jahre (Bereich: 45–81 Jahre). In 84% der Fälle war der
Primärtumor in der Harnblase lokalisiert. Etwa die Hälfte der Patienten hatte sich zuvor einer
kurativen chirurgischen Behandlung (Zystektomie, Nephroureterektomie) oder einer Strahlentherapie
unterzogen. Für fünf Patienten war die Behandlung mit Vinflunin die erste Chemotherapie. Sie wurden
in der Analyse für Ansprechen und Gesamtüberleben (OS) nicht berücksichtigt.
Die Ansprechrate im Gesamtkollektiv betrug 23%. Bei einem Patienten wurde komplettes Ansprechen,
bei 17 ein partielles Ansprechen und bei 25 stabile Krankheit registriert.

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Abb.: Kaplan-Meier-Kurven des medianen Gesamtüberlebens (mOS) in Verbindung mit den prognostischen
Faktoren (A) ECOG PS 0-1 vs. ECOG PS 2 und (B) Vorliegen vs. Abwesenheit viszeraler Metastasen
bei Patienten mit metastasiertem Urothelkarzinom, die mit Vinflunin als Zweitlinien-Chemotherapie
behandelt worden waren. ECOG PS = Eastern Cooperative Oncology Group Performance Status.
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Das mediane progressionsfreie Überleben (mPFS) und das mediane Gesamtüberleben (mOS) betrugen
2,8 Monate (Bereich: 0,5–34,3 Monate) bzw. 6,3 Monate (Bereich: 0,3–39,7 Monate). Bei den
Patienten mit ECOG PS 0–1 lebten 21% länger als 12 Monate und 5% länger als 24 Monate. In der
Subgruppe mit ECOG PS 2 waren es entsprechend 5% bzw. 0%.
Die mediane Anzahl Zyklen mit Vinflunin betrug 3 (Bereich: 1–28). In 19% der Fälle wurde
eine Dosisreduktion vorgenommen. Eine Therapieverzögerung trat bei 18% der Patienten auf.
Patienten mit einem ECOG PS 2 hatten im Vergleich zu Patienten mit einem ECOG 0–1 ein signifikant
kürzeres mOS (4,1 [Bereich: 1,2–16,3] Monate versus 7,0 [Bereich: 0,3–39,7] Monate (Abb. A).
Ferner hatten Patienten ohne viszerale Metastasen zu Beginn der Behandlung mit Vinflunin ein
deutlich längeres mOS als Patienten mit solchen Metastasen (10,6 [Bereich: 1,6–39,7] Monate
versus 7,0 [Bereich: 0,3–28,1] Monate (Abb. B). Das Vorliegen von Lebermetastasen
und ein Hb <10 g/dl waren nicht signifikant mit dem OS korreliert.
Toxizitäten der Grade 3 und 4 traten bei 76% der mit Vinflunin behandelten Patienten auf. Von den
hämatologischen Nebenwirkungen waren Anämie mit 33% und Neutropenie mit 23% (13% febril) am häufigsten.
Die nicht-hämatologische Toxizität betraf insbesondere Fatigue (36%), Obstipation (22%) und
Abdominalschmerzen (12%). Der Anteil Patienten mit 1 Grad-3/4-Toxizität war in der Subgruppe mit
ECOG PS 2 signifikant größer als in der Subgruppe mit ECOG PS 0–1.
Die Behandlungsergebnisse bei einer unselektionierten Kohorte Patienten mit metastasiertem
Urothelkarzinom bestätigen die Aktivität der Vinflunin-Chemotherapie bei Platinresistenz.
Patienten mit einem ECOG PS 2 hatten eine deutlich verkürzte Überlebensdauer und waren mit
stark erhöhter schwerer Toxizität belastet.
Ein ECOG PS 2 und das Vorliegen viszeraler Metastasen erwiesen sich erneut als signifikant
nachteilige prognostische Faktoren.
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Holmsten K, Dohn L, Jensen NV, et al. 2016.
Vinflunine treatment in patients with metastatic urothelial cancer: A Nordic retrospective
multicenter analysis. Oncol Lett 12:1293-1300.
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