Metastasiertes Nierenzellkarzinom
Perioperative Morbidität bei zytoreduktiver Nephrektomie


  Für Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom (mRCC) bei der Diagnosestellung wird vor der systemischen Therapie eine zytoreduktive Nephrektomie (ZN) empfohlen.

  Die Operationsmorbidität bei ZN wurde anhand früher postoperativer Komplikationen, verlängertem Krankenhausaufenthalt und der Verzögerung bis zum Erhalt der systemischen Therapie bewertet (Gershman B, et al. 2016):

  Die Auswertung umfasste Daten von 294 mRCC-Patienten (M1), die zwischen 1990 und 2009 behandelt worden waren. Als frühe Komplikationen waren diejenigen definiert, die postoperativ innerhalb von 30 Tagen auftreten. Sie wurden anhand der Clavien-Klassifikation eingeordnet.

  Bei 35 Patienten trat zumindest eine frühe Komplikation auf. Davon waren nur 15 Komplikationsfälle vom Clavien-Grad 3. Drei Patienten starben postoperativ innerhalb von 30 Tagen.

Es wurden zwei multivariate Modelle entworfen: Mit präoperativen (1) und operativen (2) Faktoren. Im Modell 1 standen Lebermetastasen (Odds Ratio [OR] 3,73) und radiographischer Tumorthrombus (OR 3,02) signifikant mit Frühkomplikationen im Zusammenhang. Im Modell 2 waren das Lebermetastasen (OR 3,37), die Anzahl der intraoperativen Transfusionseinheiten (OR 1,14) und ein hoher nukleärer Grad (OR 5,67).

Die Krankenhaus-Aufenthaltsdauer betrug median sechs Tage. Bei 68 Patienten waren es 8 Tage – 27/35 mit frühen und 41/259 ohne Komplikationen. Im multizentrischen Modell 1 waren Lebermetastasen (OR 2,46) und Tumorgröße (OR 1,13) mit der Aufenthaltsdauer signifikant assoziiert. Nach Modell 2 waren es die Anzahl der intraoperativ transfundierten Einheiten (OR 1,22) und positive Lymphknoten (OR 2,12).

Die Weiterbehandlung erfolgte bei 89 Patienten nach Maßgabe des behandelnden Onkologen mit postoperativer Überwachung. In 109 Fällen wurde median 56 Tage nach der ZN eine systemische Therapie eingeleitet. Begann die Therapie nicht binnen 60 Tagen, waren krankheitsbezogene Faktoren (27,5%), operationsbedingte Faktoren (11%) oder keines von beiden (22%) ursächlich.

   Bei 61% der Patienten verzögerte sich zwar der zeitgerechte Beginn der systemischen Therapie, doch die Komplikationsraten und die operationsbedingten Verschiebungen der systemischen Therapie waren insgesamt relativ niedrig.

Gershman B, Moreira DM, Boorjian SA, et al. 2016. Comprehensive characterization of the perioperative morbidity of cytoreductive nephrectomy. Eur Urol 69:84-91.

Januar  2016

Drucken Referent: jfs