Nicht-muskelinvasiver urothelialer Blasenkrebs (Ta,T1)
EORTC-Nomogramme und Risiko-Gruppen zur Prädiktion von Ergebnissen nach 1-3 Jahren BCG


  Für Patienten mit nicht-muskelinvasivem Blasenkrebs (NMIBC), die sich einer ein- bis dreijährigen Bacillus Calmette Guérin (BCG) Erhaltungstherapie unterziehen, sind bislang keine prognostischen Faktoren publiziert worden.

  Anhand von Daten aus zwei Phase-III-Studien der European Organization for Research and Treatment of Cancer (EORTC) sollten prognostische Faktoren und die Wahrscheinlichkeit für Rezidive, Progression, krankheitsspezifische und Gesamtmortalität bei NMIBC-Patienten mit Ta-T1-Tumor, die 1 bis 3 Jahre BCG-Erhaltungstherapie erhalten hatten, identifiziert werden (Cambier S, et al. 2016):

  Für die Analyse wurde auf Daten von 1812 Patienten aus zwei randomisierten Phase-III-Studien der EORTC (30911 und 30962) zu Intermediär- und high-risk NMIBC zurückgegriffen. Die Patienten wurden in eine Entwicklungskohorte (n=1 178) und eine Validierungskohorte (n=634) aufgeteilt.

  Nach einem medianen Follow-up von 7,4 Jahren hatten 762 Patienten ein Rezidiv erlitten, bei 173 war die Krankheit progredient geworden und 520 waren verstorben (83 am Blasenkrebs). Die 1- und 5-Jahres-Rezidivraten betrugen median 25,9% bzw. 41,3%.

Insgesamt 285 Patienten (15,7%) erlitten ein Frührezidiv definiert als Rezidiv innerhalb von 4,5 Monaten nach der Randomisierung. Anhand der Entwicklungskohorte wurde ein Modell für Frührezidive mit vorausgegangener Rezidivrate, Anzahl der Tumoren und Tumorgrad entwickelt. Die günstigste Prognose hatten Patienten mit G1-Tumor, 4 Tumoren und einer vorhergegangenen Rezidivrate 1/Jahr. In dieser Gruppe betrug die Wahrscheinlichkeit eines Frührezidivs in Entwicklungs- und Validierungskohorte 5% bzw. 8%. In der schlechtesten Prognosegruppe lagen vier oder mehr G2- oder G3-Tumoren und mehr als ein Rezidiv pro Jahr vor. Die Wahrscheinlichkeit eines Frührezidivs lag bei 29%.

Spätrezidive traten bei 477 Patienten auf. Mit den prognostischen Variablen wie vorherige Rezidivrate und der Anzahl von Tumoren wurden vier prognostische Gruppen aufgestellt. In der Validierungskohorte ergaben sich für die günstigste Prognosegruppe (<4 Tumoren, 1 Rezidiv/Jahr) Wahrscheinlichkeit eines Rezidivs nach 1 und 5 Jahren von 14% bzw. 28,3%. In der ungünstigsten Prognosegruppe (4 Tumoren, >1 Rezidiv/Jahr) waren es 33% bzw. 51,7%.

In das multivariate Modell für Krankheitsprogression gingen als Variable der Tumorgrad und das Tumorstadium ein. In der günstigsten der 4 Prognosegruppen mit TaG1-Patienten betrug die Wahrscheinlichkeit der Krankheitsprogression in der Validierungskohorte nach 1 und nach 5 Jahren 1,9% bzw. 7,1%. Die Progessions-Wahrscheinlichkeit war in der 4. Gruppe mit 11,4% bzw. 19,8% entsprechend deutlich höher. Mit den gleichen Variablen ergab sich für die Wahrscheinlichkeit, in 5 Jahren an Blasenkrebs zu sterben, bei der günstigsten Gruppe der Validierungskohorte, ein Anteil von 1,5%. Die Rate der Patienten, die in der ungünstigsten Risikogruppe (T1G3) dem Blasenkrebs in 1 und 5 Jahren wahrscheinlich erlagen, betrug 4,8% bzw. 11,3%.

In das abschließende Modell fürs Überleben wurden das Alter und der Tumorgrad integriert. Darauf basierend wurde ein Nomogramm entwickelt, mit dem beispielsweise bei einem 65-jährigen Patienten mit einem G3-Tumor 79 Gesamtpunkte resultieren, die eine Überlebenswahrscheinlichkeit nach 1 Jahr von 97% und nach 5 Jahren von 78% erwarten lassen (Abb.).

   Für Patienten mit nicht-muskelinvasivem Blasenkrebs, die eine 1- bis 3-jährige BCG-Erhaltungstherapie erhalten, erweist sich die Prognosestellung als deutlich heterogen. Bei hohem Rezidiv- und/oder Progressionsrisiko schneiden die Patienten mit den empfohlenen Erhaltungstherapieplänen prognostisch unvorteilhaft ab.

Cambier S, Sylvester RJ, Collette L, et al. 2016. EORTC nomograms and risk groups for predicting recurrence, progression, and disease-specific and overall survival in non–muscle-invasive stage Ta–T1 urothelial bladder cancer patients treated with 1–3 years of maintenance Bacillus Calmette-Guérin. Eur Uro­l 69:60-69.

Januar  2016

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