Holmium-Laser-Enukleation der Prostata

Präoperatives Beckenboden-Muskeltraining zur frühzeitigen Wiedererlangung von Kontinenz


  Vorübergehende postoperative Harninkontinenz ist eine belastende Komplikation der Holmium-Laser-Enukleation der Prostata (HoLEP). Der Beitrag eines präoperativen Beckenboden-Muskeltrainings zur Wiedererlangung der Kontinenz nach HoLEP ist bislang nie dargestellt worden.

  In einer randomisierten, kontrollierten Prüfung sollten die Vorteile eines bereits präoperativ in Angriff genommenen Beckenboden-Muskeltrainings für eine frühzeitig wiederhergestellte Kontinenz nach HoLEP ausgelotet werden.

  Die Patienten (n=70) wurden 1:1 in zwei Gruppen randomisiert: (A) Präope­rativer Beginn und postoperative Fortführung des Beckenboden-Muskeltrainings und (B) Aufnahme des Beckenboden-Muskeltrainings erst in der postoperativen Periode. Der primäre Endpunkt war die Zeit bis zur als kein Vorlagen-Gebrauch definierten vollständigen Harnkontrolle. Als sekundärer Endpunkt wurde der International Consultation on Incontinence Questionnaire-Short Form (ICIQ-SF)-Score bestimmt. Anhand univariater und multivariater Analysen wurden Parameteridentifiziert, die mit der Rückgewinnung von Kontinenz nach HoLEP im Zusammenhang stehen.

 

Patientencharakteristika: Patienten- und Operationscharakteristika wie Alter, BMI, IPSS, OABSS, ICIQ-SF-Score, Prostatavolumen, Operationszeit, enukleiertes Prostatagewicht, Diabetes-mellitus-Status und G8 score waren in beiden Gruppen vergleichbar.

     
Abb.: Vergleich der postoperativen Harninkontinenzrate nach HoLEP zwischen Gruppe A (präoperatives und postoperatives Beckenboden-Muskeltraining) und Gruppe B (nur postoperatives Beckenboden-Muskeltraining).
 


pBM als prädiktiver Faktor: In uni und multivariater Analyse war pBM ein signifikanter prädiktiver Faktor für Harnkontinenz drei Monate nach HoLEP (jeweils p=0,01). Keine signifikanten Unterschiede in der Harninkontinenzrate gab es hingegen zwischen den Gruppe A und B nach drei Tagen (40% vs. 54%; p = 0,34), einem Monat (37% vs. 51%; p = 0,34) und sechs Monaten (0% vs. 3%; p = 1,00) postoperativ (Abb.). In der univariaten Analyse hatten Patienten, die pBM durchführten, ein Monat nach HoLEP ein 0,56-fach niedrigeres Inkontinenz-Risiko und drei Monate nach HoLEP ein 0,08-fach geringeres Inkontinenz-Risiko die Vergleichsgruppe B.

Urodynamische Befunde: Bei den urodynamischen Untersuchungen ergaben sich zwischen beiden Studiengruppen A und B bezüglich maximalem Detrusordruck (76±33 cmH2O vs. 73±29 cmH2O, Detrusor-Überaktivität (18% vs. 12%), dem Volumen bei der ersten erwünschten Blasenentleerung (274±118 ml vs. 288±145 ml), der maximalen zystometrischen Kapazität (422±171 ml vs. 366±180 ml) und dem Residualvolumen (127±145 ml vs. 135±178 ml) keine statistisch signifikanten Unterschiede.

Die Suche nach prädiktiven Faktoren für postoperative Harninkontinenz unter den bei urodynamischer Untersuchung erhaltenen Messgrößen 3 Tage, 1 Monat, 3 Monate und 6 Monate nach HoLEP blieb ohne Ergebnis.



❏ Präoperativ begonnenes Beckenboden-Muskeltraining kann dazu beitragen, die Kontinenz bereits drei Monate nach einer HoLEP wiederzuerlangen.

❏ Präoperativ begonnenes Beckenboden-Muskeltraining ist eine kostenfreie und nichtinvasive Maßnahme die sich individuell dem Bestreben, Harnkontinenz zurückzuerlangen, anpassen lässt.


Anan G, Kaiho Y, Iwamura H, et al. 2020. Preoperative pelvic floor muscle exercise for early continence after holmium laser enucleation of the prostate: a randomized controlled study. BMC Urol 20:3.

April  2020

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