Metastasiertes Nierenzellkarzinom (NZK)
Hat Lymphadenektomie einen Einfluss auf die Überlebenswahrscheinlichkeit von Patienten mit zytoreduktiver Nephrektomie?


  Die zytoreduktive Nephrektomie gilt als bedeutender Bestandteil der multimodalen Behandlung von Patienten mit mNZK. Es ist jedoch nicht geklärt, inwieweit das onkologische Ergebnis dabei durch eine Lymphadenektomie beeinflusst wird. Diesbezüglich ist die Datenlage insbesondere für das mNZK sehr begrenzt und uneinheitlich. Allerdings weist eine Reihe von Befunden darauf hin, dass sich sogar bei metastasierter Krankheit eine erhöhte Aggressivität des Tumors in nodaler Positivität widerspiegelt. Das besagt jedoch nicht, dass die Lymphadenektomie solchen Patienten einen Überlebensvorteil verschafft.

  In einer aktuellen retrospektiven Studie an der Mayo-Klinik wurden Zusammenhänge zwischen Lymphadenektomie und den onkologischen Ergebnissen bei Patienten mit mNZK analysiert, die sich einer zytoreduktiven Nephrektomie unterzogen hatten (Gershman et al. 2017):

  Aus dem Patientenarchiv der Mayo-Klinik wurden Daten von 305 Patienten ausgewertet, die sich zwischen 1990 und 2010 aufgrund eines sporadischen M1-NZK einer zytoreduktiven Nephrektomie unterzogen hatten. Bei 188 von ihnen war nach Ermessen des Chirurgen begleitend eine Lymphadenektomie vorgenommen worden. Zur Beurteilung der Gesamt- und krebsspezifischen Mortalität wurden verschiedene Propensity-Score-Techniken angewendet.

  Nach einem Propensity-Score-Abgleich bestanden keine signifikanten Unterschiede bezüglich klinisch-pathologischer oder radio­graphischer Merkmale zwischen den Gruppen mit und ohne Lymphadenektomie. Bei insgesamt 74 Patienten (24%) wurde Lymphknotenmetastasierung (pN1) festgestellt. Median waren sieben Lymphknoten entfernt worden. Das mediane Follow-up erreichte 8,5 Jahre (Interquartilenbereich: 5,6–10,7 Jahre). In diesem Zeitraum starben 284 Patienten – 274 davon am NZK.

Bei Anwendung verschiedener Propensity-Score-Techniken ergaben sich in der Gesamtkohorte zwischen den Gruppen mit und ohne Lymphadenektomie in keinem Fall signifikante Unterschiede bezüglich Gesamtüberlebensdauer und krebsspezifischer Überlebensdauer. Das traf auch auf Subgruppen von Patienten mit erhöhtem Risiko für Nodalpositivität zu, wie bei denen mit präoperativer radiographischer Lymphadenopathie. Auch wenn Patienten, deren Behandlung in den Zeitraum mit zielgerichteten Therapien gefallen war, gesondert analysiert wurden, ergab sich keine signifikante Verbindung von Lymphadenektomie mit den onkologischen Ergebnissen. In einer Sensitivitätsanalyse wurde ferner untersucht, ob bei ausgedehnter Lymphadenektomie mit 13 oder mehr entfernten Lymphknoten eine Assoziation mit onkologischen Ergebnissen besteht. Bei univariater Auswertung wurde kein Zusammenhang von Lymphadenektomie und Gesamtüberlebensdauer (p=0,18) und krebsspezifischer Überlebensdauer (p=0,19) ermittelt.

In einer Reihe exploratorischer Analysen wurden Zusammenhänge zwischen dem Lymphknotenstatus und der Prognose sowie der Tumorbiologie untersucht. Dabei ergab sich bei den pN1-Patienten gegenüber den pN0/pNX-Patienten eine signifikant verkürzte krebsspezifische Überlebensdauer (8,6 Monate versus 21,1 Monate; p<0,001, Abb.). Für den klinischen Lymphknotenstatus war das Ergebnis vergleichbar. Bei Patienten mit pN1-Status wurden zudem signifikant häufiger als bei jenen mit pN0-Status Tumorcha­rakteristika registriert, die mit einer aggressiven Tumorbiologie wie koagulativer Nekrose und fortgeschrittenem pT-Stadium im Zusammenhang stehen. Ferner bestand bei den pN1-Fällen der Trend zur Assoziation mit einem höheren Tumorgrad.

   Für Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom, die sich bei der zytoreduktiven Nephrektomie zugleich einer Lymphadenektomie unterzogen hatten, wurden keine verbesserten onkologischen Ergebnisse registriert. Das traf auf die Gesamtkohorte wie auch auf Subgruppen mit präoperativer radiographischer Lymphadenopathie oder mit zunehmender Wahrscheinlichkeit für den pN1-Status zu. Damit kann davon ausgegangen werden, dass Metastasenresektion im Rahmen der zytoreduktiven Nephrektomie mit keinem onkologischen Nutzen verbunden ist. Ein positiver Nodalstatus stand mit einer aggressiveren Tumorbiologie im Zusammenhang.

Gershman B, Thompson RH, Moreira DM, et al. 2017. Lymph node dissection is not asso­ciated with improved survival among patients undergoing cytoreductive nephrec­tomy for metastatic renal cell carcinoma: a propensity score based analysis. J Urol 197:574-579.

April  2017

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