Das optimale Ausmaß der Supprimierung der Serum-Testosteronspiegel bei Prostatakrebs-Patienten
unter einer Androgendeprivationstherapie (ADT) ist nach verbreiteter Ansicht unterhalb des
definierten Kastrationsniveaus angesiedelt. Um die an sich unvermeidbare Progression zum
kastrationsresistenten Prostatakrebs (CRPC) möglichst hinauszuzögern, bedarf es der regelmäßigen
Überprüfung des supprimierten Serumtestosterons.
Aktuell wurden freies und Gesamttestosteron
im Serum (FT bzw. TT) als Prädiktoren eines protrahierten Ausbleibens von Kastrationsresistenz
verglichen (Regis et al. 2017):
Die TT-Bestimmungen wurden mit einem kompetitiven Festphasen-Chemolumineszenz-Assay
(Nachweisgrenze: 0,10 ng/dl) und die FT-Bestimmungen direkt mit einem Analogligand-Radioimmunoassay
(Nachweisgrenze: 0,05 pg/ml) durchgeführt. Unter Anwendung von Cutoffs für FT (1,7, 1,1, und 0,7 pg/ml)
und TT (0,50, 0,32, und 0,20 ng/ml) wurden Überlebenswahrscheinlichkeiten multivariat analysiert.
Von insgesamt 126 Patienten entwickelten 75 während einer mittleren Beobachtungszeit von
67 Monaten (9-120) ein CRPC. In einer initialen multivariaten Analyse mit Baseline-Serum-PSA,
Gleason Score, klinisches Stadium (metastasiert vs. nicht metastasiert) sowie Serum-PSA, TT
und FT nach sechsmonatiger Behandlung mit einem LHRH-Agonist erwies sich metastasierte
Krankheit als aussagekräftigster Prädiktor für Kastrationsresistenz.
Bei Patienten ohne Metastasen wurde die Zeitdauer bis zur Entwicklung von Kastrationsresistenz
unter Verwendung der Cutoffs für FT und TT anhand von Kaplan-Meier-Kurven analysiert (Abb. A-F).
Die Wahrscheinlichkeit einer verlängerten Frist bis zum Eintritt von Kastrationsresistenz
war bei keinem der verwendeten Cutoffs voraussehbar. Andererseits war die Aussicht auf längere
Zeit frei von Kastrationsresistenz zu überleben für Patienten mit FT ≤1,7 pg/ml deutlich besser
als für Patienten mit FT >1,7 pg/ml. Im Kollektiv betrug der Unterschied 92,3 vs. 60,4 Monate.
Bei Patienten mit nicht metastasiertem Prostatakrebs scheint das freie Testosteron nach
sechs Monaten einer Androgendeprivationstherapie mit einem LHRH-Agonisten ein zuverlässigerer
Prädiktor als das Gesamttestosteron für sich anbahnende Kastrationsresistenz zu sein.
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Regis L, Planas J, Carles J, et al. 2017.
Free testosterone during androgen deprivation therapy predicts castration-resistant
progression better than total testosterone. Prostate 77:114-120.
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