Selen-Supplementierung bei Prostatakrebs
Auswirkung auf krankheitsbedingte Mortalität?


  Die Supplementierung von Selen zur Prävention von Prostatakrebs (PCa) hatte in der Nutritional Prevention of Cancer Trial insbesondere bei Männern mit geringen Baseline-Selenspiegeln eine signifikant verringerte Prostatakrebs-Inzidenz gezeitigt. In der radomisierten, kontrollierten Selenium and Vitamin E Cancer Prevention Trial bestätigte sich das allerding nicht.

  Da über Effekte der Selen-Supplementierung nach einer Prostatakrebs-Diagnose wenig bekannt ist, wurde dieser Fragestellung aktuell prospektiv nachgegangen (Kenfield SA, et al. 2015):

  Nachverfolgten wurden Männer der Health Professionals Follow-Up Study, bei denen zwischen 1988 und 2010 nicht metastasierter PCa festgestellt worden war. Dabei wurde analysiert, ob Selen-Supplementierung nach der Diagnosestellung mit bio­chemischen Rezidiven sowie mit PCa-spezifischer, kardiovaskulärer und Gesamtmortalität im Zusammenhang stand.

  Bei 4.459 Männern mit nicht metastasiertem PCa bei der Diagnose wurde während eines Follow-up von median 8,9 Jahren 965 Todesfälle registriert. Davon waren 226 Fälle (23,4%) auf PCa und 267 (27,7%) auf kardiovaskuläre Krankheit zurückzuführen. Die Anwender der höchsten Selendosen (140 µg/d) waren körperlich aktiver, rauchten seltener, wendeten vielfach auch andere Supplemente an und hatten häufiger das klinische Krebsstadium T1 als die Anwender geringerer Selendosen und die Nichtanwender.

Die Rohdaten ergaben bei den Nichtanwendern von Selen pro 1000 Personenjahre 5,6 PCa-verursachte Todesfälle und bei den Selen-Anwendern 10,5. In der multivariaten Analyse hatten Männer die 1–24 µg/d, 25–139 µg/d oder 140 µg/d Selen einnahmen gegenüber Nichtanwendern das 1,18-, 1,33- bzw. 2,6-fache Risiko für PCa-spezifischen Tod.

Zwischen der Selen-Supplementierung nach der Prostatakrebs-Diagnose und dem Risiko für ein biochemisches Rezidiv wurde keine statistisch signifikante Assoziation ermittelt (Hazard Ratio [HR]=1,14, 95% CI=0,78–1,66, p=0,47).

Im Vergleich mit Nichtanwendern hatten Prostatakrebs-Patienten, die nach der Diagnose die höchste Selendosierung (140 µg/d) einnahmen, eine statistisch nicht signifikante Reduzierung der kardiovaskulären Mortalität von immerhin 36% (HR=0,64, 95% CI=0,32–1,28; p=0,38). Diese inverse Assoziation bestand mit geringerer Ausprägung auch für die Gesamtmortalität (HR=0,88, 95% CI=0,63–1,22; p=0,76).

Die Selen-Supplementierung nach diagnostiziertem Prostatakrebs mit 140 µg/d oder darüber kann das Risiko, an Prostatakrebs zu sterben, signifikant erhöhen.

Kenfield SA, Van Blarigan EL, DuPre N, et al. 2015. Selenium supplementation and prostate cancer. J Natl Cancer Inst doi: 10.1093/jnci/dju360

April 2015

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