Zum Syndrom der überaktiven Blase (OAB) zählen imperativer Harndrang, Pollakisurie, Nykturie mit und
ohne Harndrang (Drang- oder Urgeinkontinenz) – ohne Harnwegsinfektionen
oder sonstige organische Ursachen. Das OAB-Syndrom beeinträchtigt insgesamt die Lebensqualität, in
sozialer, emotionaler, psychologischer und sexueller Hinsicht.
Etwa 16-25 % der Frauen leiden unter Symptomen des unteren Harntraktes (LUTS), meistens
kombiniert mit einem OAB-Syndrom, welches bei Frauen, aber auch bei
Männern mit dem Alter zunimmt.
Teilnehmer und Methoden
Die Querschnittsstudie umfasste insgesamt 241 Frauen in einem Alter von über 60 Jahren.
Alle Patientinnen wurden interviewt, erhielten Fragebögen und wurden körperlich untersucht.
Für die Erfassung der Depression wurde die geriatrische Depressions-Skala-15 (GDS-15) verwendet.
Ergebnisse
In der Studienkohorte litten 122 der Teilnehmerinnen an einer leichten Depression.
In univariater Analyse waren der BMI, zurückliegende gynäkologische Operationen und
Angstzustände Faktoren, die bei OAB-Patientinnen häufig mit einer leichten Depression
einhergehen. Das bestätigte sich für gynäkologische Operationen und Angstzustände auch
in multivariater Analyse.
Da Angstzustände bei älteren Frauen mit OAB gerade hinsichtlich gynäkologischer Eingriffe
mit einer leichten Depression einhergehen, sollte die psychologische Beratung als wichtige
Unterstützung bei der Behandlung betroffener Frauen dienen. Die hohe Prävalenz von Angst
zeigt, wie wichtig es ist, diesem Krankheitsbild durch spezielle Hilfe
vorzubeugen.
Fazit
Nicht nur bei schweren, sondern auch bei leichten Depressionen besteht ein Zusammenhang
mit dem OAB-Syndrom.
Bei Frauen mit OAB-Syndrom sollte eine psychologische Beratung bzw. Unterstützung erfolgen
noch bevor depressive Verstimmungen aufgetreten sind.
Jacomo RH, Alves AT, Garcia PA, et al. 2020.
Risk factors for mild depression in older women with overactive bladder
syndrome - A cross sectional study. PLOS ONE 15: e0227415.
HV
September 2020
Die analysierten klinischen und soziodemographischen Variablen waren Alter, Body Mass Index (BMI),
Zustand der physischen Aktivität, OAB-Symptome, gynäkologische Eingriffe, Stuhlinkontinenz,
systemische arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus sowie Angststörungen.
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