Vor über 20 Jahren erhielt das da Vinci-Chirurgie-System als erstes roboterassistiertes System
eine CE-Zulassung. Prof. Stefan Siemer (Homburg/Saar) verfügt nicht nur über langjährige Erfahrung
in der da Vinci-Chirurgie, sondern ist u.a. als „Proktor“ tätig. Das heißt
er schult andere Robotic-Chirurgen und vermittelt ihnen die notwendigen Fähigkeiten im Umgang mit
der da Vinci-Technik. Für ihn sind roboterassistierte Operationen längst Standard-Eingriffe im
urologischen Alltag.
Bevor ein Arzt selbständig mit dem Roboter operiert, sollte er mindestens 100 Schritte unter
Anleitung gemacht haben, sagte Siemer. Das Curriculum dauert mindestens ein halbes Jahr für den
Operateur. Jüngere Kollegen, die früher Nintendo- oder Video-Spiele gemacht haben,
kommen oft besser mit der OP-Konsole klar.
Trotzdem bleibt die Roboter-Assistenz nur ein Hilfsmittel für die Fertigkeit der eigenen Hände,
meinte Siemer, und die Operation führt nach wie vor der Mensch selbst durch, ergänzte Prof. Tobias Keck
(Lübeck).
Für die perfekte Operation ein gut ausgebildetes Team erforderlich
Das über Jahre weiterentwickelte Schulungsprogramm bietet Hard- und Software, erfahrene
Schulungsleiter, Schulungszentren, Online-Schulungsmodule und Video-Demonstrationen. Nirgends
sei es so wichtig wie bei der da Vinci-Operation, dass es sich nicht um eine One-Man-Show, sondern
um eine Team-Operation handle. Das bedeute aber auch für die Ausbildung, dass neben dem Operateur
auch Tisch-Assistenz und OP-Schwester geschult werden müssen, wenn z.B. die Prostatektomie stattfindet.
„Nur mit einem gut ausgebildeten Team kann letztendlich auch die perfekte Operation erzielt werden“,
sagte Siemer.
Er plädiert dafür, dass es eine Zentrumbildung in Deutschland geben sollte. Er denkt an ein Zentrum,
das zumindest in der Urologie mit 4-5 Robotern viele da Vinci-Eingriffe pro Jahr macht. Derzeit
gibt es über 100 Zentren in Deutschland, dabei gibt es auch solche, die
nur 30-40 OP’s pro Jahr machen. „Das ist bei dieser komplexen Technik keine gute Entwicklung“,
stellte der Urologe fest.
Eine größere urologische Klinik sei nach Siemer ohne das da Vinci-System nicht mehr vorstellbar.
Er geht noch weiter: Untereinander könnten in einem Zentrum von OP-Konsole zu OP-Konsole auch
Disziplinen wie Gynäkologen, Urologen, Thorax-Chirurgen und Chirurgen zusammenarbeiten. Würde
das konsequent umgesetzt, könnte man in der operativen Medizin einen bedeutsamen Fortschritt
erzielen, sagte Siemer. Während bei der Prostatektomie die Patienten längst mit den Füßen
abgestimmt hätten, dass sie lieber mit Hilfe des Roboters operiert werden möchten, sei die
Botschaft bei den Kostenträgern bzw. Krankenkassen noch nicht angekommen und die Kosten
würden nicht übernommen. Eine Klinik muss also für sich entcheiden, ob es sich rechnet.
Die Vergütung erfolgt im Rahmen der DRG’s bzw. Fallpauschalen.
Ist jemand als Patient für offene Operationen (Niere, Blase, Prostata) geeignet, kann er auch
roboterassistiert operiert werden. Ist ein Patient fettleibig, profitiert er ganz besonders
von dem da Vinci-Chirurgie-System z.B. bei einer Prostatektomie.
Dr. med. Tilman Schlick, Director Medical Affairs, Intuitive Surgical Deutschland GmbH,
erinnerte, dass man während der Operation nicht nur die 100%ige Kontrolle über den Eingriff hat,
sondern mit den Endoskopie-Instrumenten-Steuerungssystemen von Intuitive Surgical
(da Vinci X-, da Vinci Xi- und da Vinci Si- Chirurgie-Systeme) dreidimensional bis zu
einer zehnfachen Vergrößerung sehen kann und sich außerdem noch eine Beweglichkeit der
Instrumente zunutze machen kann, die die natürliche einer Hand übertrifft. „So kann ich
präzise den Ort, wo ich als Operateur arbeite, gut erreichen“, sagte
Schlick. Man kann zudem auch Farbstoffe injizieren, die dem Operateur noch mehr Sicherheit
während des Eingriffs geben.
Gegliedert ist der da Vinci Technology Pathway in
Phase 1, in der man das erste Mal mit einem da Vinci-System in Kontakt kommt, Prozeduren-Videos
sehen kann und in einem Referenz-Zentrum einen Proktor treffen kann und in
Phase 2, in der ein multimodales Training stattfindet (bestehend aus Online-Modulen, einem
Simulator-Training, Technologie-Schulung und Labor-Training des gesamten OP-Teams, Trockenübungen
mit Leistungsbeurteilung und Abschlusszertifikat) und in
Phase 3 (Vorbereitung der ersten Eingriffe, Dry run im OP mit dem gesamten OP-Team, unterstützt
durch Intuitive Clinical Sales Mitarbeiter) und in
Phase 4 (Trainingskurse für Fortgeschrittene: hier werden spezielle Fragestellungen bearbeitet).
Ziel der Ausbildung ist natürlich eine Standardisierung der Eingriffe, so dass sich deren Zeit
verkürzt und die Komplikationsraten verringert werden. Heutzutage muss auch ein Proktor nicht
mehr vor Ort sein, sondern kann über Videokonferenzen in die OP-Säle zugeschaltet werden. Dabei
kreiert Intuitive ein Netzwerk von Chirurgen, das sich von Arzt zu Arzt auch über wissenschaftliche
Fragestellungen austauschen kann. Mittlerweile gibt es 21.000 wissenschaftliche Publikationen
zum da Vinci-Chirurgie-System.
Die da Vinci X-, da Vinci Xi- und da Vinci Si-Chirurgie-Systeme sind medizinische Geräte der
Klasse IIb mit CE-Kennzeichnung (CE 0543) gemäß der europäischen Medizinprodukte-Richtlinie
(93/42/EWG), die von Intuitive Surgical, Inc. hergestellt werden.
Bericht: Dr. med. Nana Mosler, Leipzig
Quelle: Virtuelles Pressegespräch „Roboter-assistiertes Operieren – chirurgische Ausbildung ist ein Grundpfeiler“
am 15. September 2020, Veranstalter: INTUITIVE Surgical Deutschland
18. September 2020
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